Short Trackerinnen haben die Weltspiele 2021 schon fest im Blick

Sechs Teams stehen in der Eishalle von Berchtesgaden beim Short Track im Finale. Bei der Eiseskälte, die sich in den Knochen aller Beteiligten festgesetzt hat, tut es gut, dass die Sportler mit ihren Leistungen einheizen. Unterstützt werden sie dabei vom fetzigen Moderator Oliver Lohr, seines Zeichens übrigens nationaler Koordinator für Rollerskating der Special Olympics Deutschland. Lohr bringt ordentlich Schwung in die Bude und sorgt für Stimmung, was die Teilnehmer noch mehr anspornt.

Je drei Sportler pro Gruppe starten über Distanzen von 55, 111, 222 und 333 Metern. Die Klassifizierung nach persönlichem Leistungsvermögen macht es möglich, dass jeder Athlet mit einer Medaille nach Hause fährt.

In der 777-Meter-Distanz tritt nur eine Läuferin an. Sophie Marie Behnisch ist sechzehn Jahre alt und kann sich nicht messen, denn sie ist die Schnellste und Einzige in dieser Distanz. „Sie kann sich nur selbst schlagen“, erzählt ihr Vater mit einem verschmitzten Grinsen. Die 777 Meter meistert sie bei diesen Winterspielen in der sensationellen Zeit von 1 min 29.830 sec.

Marie-Sophie Behnisch trainiert seit ihrem achten Lebensjahr, als Leistungssportlerin ganze sechs Mal pro Woche in ihrem Verein in Rostock. Sie ist fit in Einzel- und Staffelläufen. Ob ihr das manchmal zu viel ist? „Nein, überhaupt nicht“, sagt sie mit funkelnden Augen. Trainieren macht unheimlich Spaß, ebenso wie die Wettkämpfe: Fünf bis sechs davon sind es pro Jahr. Marie-Sophies Vater hat die Organisation selbst in die Hand genommen und kümmert sich um die Wettkampf-Anmeldungen. Den Schritt zu den Winterspielen in Berchtesgaden verdanken die Behnischs Marcel Dierer aus dem Organisationsteam von Special Olympics Bayern.

Gleiches gilt für Lucia Mühle. Die 15-jährige Sportlerin aus Dresden ist auch mit Familie hier und wird von Vater Oliver als Head Coach betreut. In ihrem Heimatclub Eislaufverein Dresden trainiert sie einmal pro Woche Eisschnelllauf und Short Track inklusiv. Die Trainer sind sehr offen und nehmen Lucia unter ihre Fittiche, erzählt Oliver Mühle: „Lucia profitiert vom inklusiven Sport enorm und misst sich permanent mit Sportlern ohne Behinderung. Das spornt an, und mit jedem Wettkampf gibt es große Leistungssprünge“. Nach den Spielen in Willingen, Ruhpolding und Berchtesgaden ist ihr nächstes Ziel nun Schweden, wo in Östersund 2021 die Special Olympics Weltspiele stattfinden. Heute holt Lucia auf ihren 333 Metern Gold. Mit diesem Rückenwind und der Unterstützung von Verein und Familie kann bei ihrem großen Plan nichts mehr schiefgehen. Lucia Mühle wird in Östersund dann wieder auf Marie-Sophie Behnisch treffen, und beide freuen sich schon riesig darauf.

Text und Foto: SOD – Petra Janßen-Wahl